August 13, 2024

Dauerregen: Sind alle Nährstoffe ausgewaschen?

Gerade nach starken Niederschlägen fragen sich einige Landwirte, wie viele der gedüngten Nährstoffe noch für die Pflanzen verfügbar sind. Dies hängt unter anderem von der Bodenart und dem Nährstoff ab. Mit diesen Tipps können Sie Nährstoffmängeln entgegenwirken.

Auf den Punkt gebracht: 

  • Langanhaltender Regen im Winter sorgt für Nährstoffmängel. Die Gründe: Nährstoffverlagerung und Wurzelschädigung durch sauerstoffarme Verhältnisse sowie CO2-Anreicherung. 
  • Hinzu kommt eine geringere Transpiration aufgrund der feucht-kühlen Witterung, wodurch ebenfalls weniger Nährstoffe in die Pflanze gezogen werden. 
  • Abhilfe schafft die kombinierte Stickstoff- und Schwefeldüngung in Teilgaben, die Sie an den aktuellen Bedarf anpassen sollten. 
  • Eine Blattdüngung mit Mikronährstoffen und Phosphat versorgt die Pflanzen schnell mit den benötigten Nährstoffen – besonders zur Zeit des Jugendwachstum. 

Langanhaltende Niederschläge haben in unseren gemäßigten Breiten viele Nachteile. Unter anderem können dadurch Nährstoffe in tiefere Bodenschichten gewaschen werden, sodass sie für die Pflanzen nicht mehr erreichbar sind. Die Folgen zeigten sich in den vergangenen Monaten deutlich: Die ersten Mangelsymptome waren im Frühjahr bei Getreide und Raps zu sehen, später auch bei Mais und Zuckerrüben. Aber nicht alle Standorte waren gleich stark davon betroffen. Das hat einen bestimmten Grund. 

Das Auswaschungsrisiko hängt vom Tongehalt des Bodens ab 

Tonarme Böden, wie die leichten D-Standorten sind besonders von Auswaschung betroffen. Dadurch können sie deutlich weniger Wasser speichern und leiten Niederschläge schneller ab. Wenn im Winter auf einen bereits wassergesättigten Sandboden mehr als 400 mm Niederschlag fallen, können Nitrat-Stickstoff und Sulfat-Schwefel bis zu 1,5 Meter tief ausgewaschen werden. Von den wichtigen Mikronährstoffen ist nur Bor auf den D-Standorten stärker auswaschungsgefährdet mit einer Verlagerungstiefe von mehr als 100 cm. Auch Kalium und Magnesium werden mit mehr als 100 cm stark verlagert.  

Auf lehmigen und tonigen Standorten hält sich die Auswaschung hingegen in Grenzen. Stickstoff, Schwefel, Kalium, Magnesium und Calcium werden höchsten 50 cm tief ausgewaschen. Phosphat gelangt unabhängig von dem Tongehalt des Bodens maximal 20 cm tief. 

Generell gilt: Die Voraussetzung für eine Auswaschung von Stickstoff und Schwefel sind immer ein hoher Nährstoffüberhang in der Bodenlösung. Diese können entweder von der Düngung der Vorfrucht oder von der Herbstdüngung stammen – egal ob mineralisch oder organisch gedüngt. Fallen zusätzlich hohe Niederschlagsmengen im Winter an, werden die Nährstoffe im Boden verstärkt ausgewaschen. Denken Sie auch an die Auswaschung von Calcium! 

 

Was gilt es zu tun? Wie kann ich einem Nährstoffmangel vorbeugen? 

Planen Sie eine Grunddüngung mit Kalium und Magnesium ein.
Achten Sie besonders in nassen Jahren auf eine ausreichende Entzugsdüngung bei Kalium und Magnesium. Düngen Sie auf den leichten Standorten nur dem aktuellen Pflanzenbedarf entsprechend und teilen Sie diese Menge möglichst auf eine Herbst- und Frühjahrsgabe auf. Erfolgt die erste Stickstoffgabe im Frühjahr mit einem NPK-Volldünger, sparen Sie sich die zusätzliche Überfahrt. 

Denken Sie auch an eine Kalkung sowie an Nmin- und Smin-Untersuchungen. Sie sind nicht nur eine lästige Pflicht, sondern sinnvoll! 

Kontrollieren Sie im Frühjahr die Verlagerung von Stickstoff und Schwefel, in dem Sie den Nmin- und den Smin-Wert bis in 90 cm Bodentiefe bestimmen lassen. 

Mit einer angepassten Kalkung können Sie die Calciumverlagerung ausgleichen. Sie ist besonders wichtig für die Wiederherstellung der Bodenstruktur und damit für das Wurzelwachstum. Verdichtete und nasse, sauerstoffarme Böden, in denen sich Kohlendioxid angereichert hat, schaden hingegen den Wurzeln. 

Abgestorbene Wurzeln nach Nässe

Bedenken Sie daher: Die Wurzelleistung und die Transpiration der Pflanze sind der Motor der Nährstoffaufnahme 

Sollte eine Pflanze nach langanhaltender Nässe unter einem Nährstoffmangel leiden, liegt dies meist daran, dass die geschädigten Wurzeln die Nährstoffe nicht mehr aufnehmen können. Besonders Phosphat und Mikronährstoffe, wie Mangan, Kupfer oder Zink, müssen regelrecht durch aktive Vorgänge an der Wurzel erschlossen werden. Dafür wird Sauerstoff benötigt. Je mehr aktive Wurzelspitzen und Wurzelhaare es gibt, desto sicherer ist die Nährstoffaufnahme.  

Auch die Transpiration als Motor des Nährstofftransports kommt bei einer feucht-kühlen Witterung erst spät in Gang. In diesem Fall nehmen die Pflanzen nur wenig Bodenwasser mit den darin gelösten Nährstoffen auf. 

Mit einer Blattdüngung durchbrechen Sie den negativen Kreislauf 

In Jahren mit hohen Niederschlägen oder schlechter Wurzelleistung ist eine Blattdüngung im Jugendstadium besonders wichtig. Vor allem bei den Mikronährstoffen und Phosphat ist sie sehr wirksam. Die Gehalte im Blatt erreichen schnell den Normalbereich und lassen den Stoffwechsel anspringen. Hier können Sie auch schon im späten Herbst vorbeugend agieren. Mit einer Mangan-Blattdüngung verhindern Sie z.B., dass sich die Mangangehalte zum Frühjahr hin zu stark verringern. Daher sollten Sie Ihre Getreide- und Rapsbestände immer gut mit Mikronährstoffen versorgt in den Winter schicken – sofern eine Befahrbarkeit der Felder gegeben ist. Dafür braucht es aber formulierte Produkte, wie z.B. YaraVita Getreide Plus. Der Blattdünger bildet ein regenfestes Depot auf den Blättern, sodass die Pflanzen sehr lange von den Nährstoffen zehren können.